Samstag, 5. Juli 2025

Leben im Geben 3: Yvonne Contier – Eine Frau, die leuchtet

Neulich saß ich in einer Bankreihe in der Markuskirche in Köln-Porz, während das Sonnenlicht in bunten Streifen durch die Fenster fiel.

Vorne, im Talar, stand Yvonne. Sie hielt ihre Predigt als Prädikantin in Ausbildung. Mit ruhiger Stimme sprach sie vom Regenbogen – nicht nur als biblisches Zeichen, sondern auch als Symbol für Vielfalt, für das Bunte, das Köln so besonders macht.

Fotos: Attila "Warumduscher" Radnai

Und ich dachte: Woher nimmt ein Mensch diese Kraft?

Yvonne Contier kenne ich schon seit vielen Jahren. Wir waren mal Kollegen – und aus der Kollegschaft wurde Freundschaft. Dann kam das Leben dazwischen: 


Jeder von uns baute auf der anderen Rheinseite seine eigene Familie auf. Und so verloren wir uns ein bisschen aus den Augen.


Umso mehr hat es mich damals getroffen, als ich erfuhr, dass Yvonne an Parkinson erkrankt ist. Eine Diagnose, die dir im ersten Moment die Luft nimmt.

Parkinson – das bedeutet, dass bestimmte Nervenzellen im Gehirn absterben, die Dopamin produzieren. Und Dopamin ist quasi das Öl im Getriebe unserer Bewegungen und Gefühle. Ohne dieses Öl läuft vieles nicht mehr rund.

Es gibt Tage, da klappt alles. Und dann gibt es Tage, da wackelt plötzlich die Hand, die Beine wollen nicht so recht, oder die Stimme wird leiser. Manchmal schmerzen Muskeln ohne Grund. Und vor allem wird das Leben unberechenbar. Pläne zu machen, bedeutet immer ein bisschen Risiko.

Und doch hat sich vieles gebessert. Mit Medikamenten können viele Menschen heute lange aktiv bleiben. Aber es bleibt eine Krankheit, die Kraft kostet – körperlich und seelisch.

Doch was mich an Yvonne immer wieder beeindruckt: Sie will auf keinen Fall auf Parkinson reduziert werden. Klar, es ist ein Teil ihres Lebens. Aber bei Weitem nicht alles, was sie ausmacht. Vielleicht ist es sogar dieser Teil, der sie heute noch stärker, klarer und lebensfroher macht.

Denn Yvonne liebt das Leben. Mit allem Drum und Dran. Sie ist eine Frau, die sich begeistert in Live-Action-Role-Play stürzt, sich stundenlang in Videospiele vertiefen kann oder mit höchster Kreativität an Handarbeiten tüftelt. Und dann ist da diese herrlich schräge, aber so sympathische Obsession für alles, was mit Minnie Maus zu tun hat. Kaum sagt einer „Minnie“, leuchten ihre Augen.

Doch Yvonne ist nicht nur eine Powerfrau in ihren Hobbys. Sie steht auch mitten im Leben. Sie ist berufstätig, lebt mit einem liebevollen Mann zusammen und ist Mutter von zwei wundervollen Söhnen. Trotz ihrer Krankheit deckt sie damit all das ab, was viele junge, starke Mütter in unserer Gesellschaft heute stemmen müssen. Beruf, Familie, Haushalt – und bei ihr eben auch noch eine chronische Erkrankung. Für mich ist das nicht weniger als beeindruckend.






Was uns in letzter Zeit wieder ein Stück nähergebracht hat, ist das Thema Spiele. Ich habe durch sie den wunderbaren Laden Würfelbecher in Köln-Porz entdeckt. Ein Paradies für Brett- und Kartenspiele – eine Welt voller gemeinsamer Momente, ohne Bildschirm, dafür mit echten Würfeln und viel Lachen. Ganz genau Yvonnes Ding.


Ich freue mich schon jetzt auf  Yvonnes nächste Predigt. Sie wird dann auch sicher über Mut sprechen. Und ich weiß, sie wird das wieder auf ihre ganz eigene Art tun: mit einem Fuß fest in ihrem Glauben und dem anderen mitten in der bunten, manchmal chaotischen Welt hier in Köln.

Übrigens passt sogar ihr Name zu ihr. Yvonne stammt aus dem Französischen und bedeutet „die Eibe“ oder „die Eibenholzträgerin“. Die Eibe steht für Stärke, Zähigkeit und Langlebigkeit – Eigenschaften, die Yvonne mehr als verkörpert. Es ist, als hätte ihr Name schon immer angekündigt, dass sie einmal jemand sein würde, der trotz aller Herausforderungen weiterleuchtet.

Vielleicht ist das Yvonnes größtes Geschenk: dass sie uns zeigt, wie schön das Leben leuchten kann – gerade dann, wenn es wackelt.



Hast du auch so eine Freundin, die dich immer wieder daran erinnert, das Leben bunt zu sehen?


Die zwei rechts auf dem Foto haben sich kaum verändert. Nicht wahr?

(Foto: QSC AG)

Na gut - ein wenig schon...wir tragen jetzt unsere Haare anders :-)


(Foto: Volkan Sever)

Dies war Teil 3 meiner Reihe "Leben im Geben" über Menschen, die der Gemeinschaft sehr viel gegeben haben.






1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein sehr schöner Beitrag. Danke 🙏

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