Ich wollte nur mein Auto verkaufen. Jetzt bin ich Tatverdächtiger in drei Bundesländern.
04. April 2025, 19:50 Uhr. Ein stinknormaler Freitagabend. Ich stehe vor meiner Tür, drücke einem Rumänen den Autoschlüssel in die Hand – und denke: „Wieder einer dieser Facebook/Mobile/Kleinanzeigen-Marktplatz-Schnapper, 300 Euro in bar für ein Auto ohne TÜV, passt schon.“
Tja. Spoiler: Hat nicht gepasst. Gar nicht.
Verkauf abgeschlossen – Ärger fängt an
Die Jungs kamen mit einem Autotransporter. Drei Mann, einer davon über 60, zwei jüngere, einer davon redet mit mir über „sein Kumpel, Ford-Werk Köln-Niehl, gute Arbeit, schnelle Reparatur“.
Ich denke: Na gut, der kriegt mein 20 Jahre altes Auto. Hat frische Batterie, aber keinen TÜV, fährt noch, 300 Euro. Kein großer Deal.
Aber ich mache den Fehler, den du nicht machen solltest: Ich lasse ihn mit meinem angemeldeten Auto vom Hof fahren. Keine Überführungskennzeichen, keine Abmeldung, kein „erst Ummeldung, dann Übergabe“.
Warum? Weil ich nett bin. Und dumm. Und müde.
Innerhalb von 12 Stunden: 4 Straftaten – und alle auf meinen Namen
Es dauert keine 2 Wochen, da rasen Blitzerbescheide, Tankbetrugs-Anhörungen und Ordnungswidrigkeiten durch meinen Briefkasten wie Black-Friday-Angebote durch den E-Mail-Posteingang.
Hier eine kleine Auswahl:
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04.04., 20:00 Uhr, Köln: Erste Tankfüllung ohne zu zahlen.
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05.04., 00:08 Uhr, Windhagen: Zu schnell auf der Landstraße – zack, Blitzerfoto.
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05.04., 06:44 Uhr, Tunnel A7 bei Linz: Noch ein Tempo-Delikt. Vielleicht auf dem Weg zum nächsten Coup?
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06.04., 07:56 Uhr, Siegburg: Zweiter Tankbetrug. Frühaufsteher halt.
Alles mit „meinem“ Auto. Nur dass es da schon längst nicht mehr meines war.
Der Ausweis? Wahrscheinlich ein Fantasieprodukt
Der Käufer zeigte mir einen rumänischen Ausweis. Sah echt aus. War es echt? Keine Ahnung. Ich bin kein Grenzbeamter. Ich habe die Daten übernommen und gut war’s.
Heute weiß ich: Das bringt dir gar nichts, wenn du am Ende trotzdem als Halter in der Kartei stehst.
Die Nummer ist alt – aber sie funktioniert immer noch
Was da ablief, ist kein Einzelfall. Es ist eine klassische Masche:
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Auto günstig kaufen, am besten von Privat.
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Nicht ummelden, einfach direkt losfahren.
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Volltanken, rasen, verschwinden.
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Halter kriegt die Post – und darf sich rechtfertigen.
Und die Täter? Die sind längst weg. Vielleicht mit deinem Nummernschild auf einem anderen Auto. Vielleicht auch wieder in Rumänien. Vielleicht sogar beim nächsten Verkäufer auf mobile.de unterwegs.
Was du daraus lernen solltest:
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Besteh auf eine Ummeldung VOR der Übergabe. Kein Wenn, kein Aber.
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Verkauf nicht an dubiose Gruppen, die mit Transportern auftauchen und hektisch wirken.
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Mach Fotos von Ausweis, Käufer, Begleitpersonen und – wenn möglich – dem Autotransporter.
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Meld das Fahrzeug SOFORT bei der Zulassungsstelle ab (das hatte ich immerhin geschafft).
Und wenn du doch reingefallen bist: Dokumentieren, Strafanzeige stellen, Stellungnahme schreiben – und einen verdammt langen Atem mitbringen.
Fazit: Mein 300-€-Deal hat mich ein Vielfaches gekostet
Nicht in Geld – sondern in Nerven. Denn während irgendwo im Rheinland jemand mit „meinem“ alten Auto den Asphalt glühen lässt, darf ich mich durch Behördenkorrespondenz hangeln, Faxgeräte füttern und hoffen, dass mir niemand irgendwann die Wohnungstür auftritt.
Ich habe verkauft. Und wurde abgezockt.
Lektion gelernt. Auf die harte Tour.
Wenn du dein Auto verkaufen willst: Denk an mich. Denk an Köln. Denk an Siegburg. Denk an Windhagen.
Und dann nimm dir fünf Minuten Zeit, um den Verkauf sauber zu machen. Es lohnt sich. Wirklich.
Beim Nachfolge-Auto kann mir das nicht mehr passieren. Warum?
Weil es ein gelaster KIA EV3ist. Den darf ich gar nicht verkaufen, da er der Leasingbank gehört. Doppelt Glück gehabt: Cooles Auto (Bericht folgt noch) - kein Verkaufsrisko.
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