Sonntag, 9. Juni 2013

E-POSTSCAN Travel Test: E-Brief zwonull ist cool, aber Klauen stört Vertrauen.

Deutsche Post weltweit - hier Packstation in Dubai (Foto: Warumduscher)
Du willst in den Urlaub fahren, aber trotzdem von unterwegs wichtige Rechnungen und Schreiben lesen, die daheim in Deinen Briefkasten geworfen werden? Du willst oder kannst aber niemanden in Deinem Umfeld beauftragen, alle Deine Post zu öffnen und zu lesen? Dann könnte E-Postscan Travel von der Deutschen Post ein guter Dienst für Dich sein. Könnte.... wenn Du wüsstest, ob der Dienst auch wirklich zuverlässig funktioniert und Du dem Dienstleister vertrauen kannst. Nun. Ich habe den Test für Dich gemacht.
Das Ergebnis in Kürze:
a) Technik: Das Scannen von Briefen und Postkarten klappt sehr gu
b) Vertrauen: Ein verschickter 50 € Schein verschwand spurlos
c) Kundenservice: schnell, aber nur bei Standardfällen



Die lange Story findest Du in diesen Teilen:
  • Der Papierbrief ist Vergangenheit - aber die Vergangenheit lebt putzmunter weiter
  • Die pfiffige Idee - Ein mobiler Urlaubsbriefkasten
  • Der Test vom E-Postscan:
    • Technik
    • Vertrauenswürdigkeit
    • Kundenservice
  • Testfazit



Der Papierbrief ist Vergangenheit - aber die Vergangenheit lebt putzmunter weiter

Foto: Dennis Knake auf der re.publica13
"Sei höflich zu allen, aber freundschaftlich mit wenigen; und diese wenigen sollen sich bewähren, ehe du ihnen Vertrauen schenkst."

Dieses Zitat von George Washington, dem ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, hat heute noch Gültigkeit und ist Basis jedes Produkttests. Bestimmte Bereiche erfordern sogar noch mehr Vertrauen als andere. Nicht umsonst werden Post- und Telekommunikationsgeheimnis in freiheitlichen Demokratien als wichtige Güter von Verfassungsrang erachtet. Wenn der Staat unsere Freiheit zugunsten der Sicherheit beschneidet, sollte er das in überprüfbarer Weise tun. Wenn ein ehemaliger Staatsbetrieb nun auch noch dem Profitstreben der Aktionäre Rechnung zu tragen hat, muss natürlich noch genauer hingeschaut werden.

Wenn sich George Washington damals mit weiter entfernten Leuten austauschen wollte, war noch der klassische Brief der Weg der Wahl. E-Mails, SMS, WhatsApp-Nachrichten (inkl. Spam), Twitter-Posts oder Facebook-Meldungen retten die Schrift als wichtigste Erfindung zur Aufbewahrung und Transport von Information auch noch in das 21. Jahrhundert.

Aber sie ersetzen eben noch nicht die klassische Post. Im Jahr 2012 wurden von der Deutschen Post immer noch 18 Milliarden Briefe befördert. Die neuen, papierlosen Varianten wie E-Postbrief oder De-Mail haben noch mit fehlender Bekanntheit und Akzeptanz zu kämpfen (siehe auch meinen Test dieser Dienste). Gerade der E-Postbrief scheint für Privatkunden wenig attraktiv, wenn so ein digitaler Brief auch 58 Cent kostet wie ein normaler Brief. In Zeiten kostenloser Emails klingt das absurd und entsprechend laut war auch das Gespött der Netzgemeinde.

Die pfiffige Idee - Ein mobiler Urlaubsbriefkasten


Bei der Kritik ging bisher fast unter, dass die Deutsche Post als zusätzliche Dienstleistung zum E-Postbrief auch noch den E-Postscan anbietet. Dieser bietet die am Anfang dieses Blogsposts beschriebene Dienstleistung:
  1. Eingehende Papierpost wird für eine bestimmte Zeit gescannt
  2. Scanbare Post wird online als E-Postbrief zugestellt (inkl. Info) - dazu eine tägliche Sendungsliste
  3. Nach Ende der gebuchten Zeit wird die Papierpost zugestellt.


Das finde ich eine ziemlich pfiffige Idee. Im Gegensatz zum klassischen Postlagerservice kann man so auch seine Briefe in der Lagerzeit einsehen. Die physische Post kommt direkt vom Verteilzentrum aus in die Cloud. Klar - eigentlich ist Urlaub zur Erholung da. Aber manchmal ist man ja einfach länger auf Reise oder möchte auf Schreiben von Firmen/Kunden oder auf Rechnungen reagieren können. Das gilt vor allem für Selbständige und Freiberufler - auch wenn der Service sich ausdrücklich an Privatpersonen richtet - vermutlich aus Haftungsgründen.

Die Deutsche Post bot an, dass dieser Dienst bei Anmeldung bis zum 25.05.2013 kostenlos getestet werden kann. Mittlerweile ist der Dienst regulär zum Einführungspreis von 9,99 € für bis zu 4 Wochen bestellbar.

Der Service hat sogar noch einen weiteren Vorteil. Wenn er wirklich und zuverlässig funktionierte, hätte man so eine "offizielle" Posteingangsliste. Ich könnte so sogar beweisen, dass ich einen Brief nicht zugestellt bekommen habe. Das geht sonst nur, wenn der Absender ein Schreiben per Einschreiben geschickt hat, bei dem der Versandstatus offiziell festgehalten wird. Diese Ableitung geht jedoch leider nicht ganz auf.

Mittlerweile stellen nämlich auch Postdienstleister wie PIN Mail AG oder TNT Briefe zu. Im Testzeitraum landete offenbar über einen ihrer Zusteller ein Infobrief der Targobank (die haben immerhin die mTAN) im Briefkasten. Diese Post kann prinzipbedingt von der Deutschen Post AG nicht gescannt werden.

Der Test vom E-Postscan

Anmeldung

Wer einmal ein Postfach für den E-Postbrief eingerichtet hat, hat die größte Hürde schon genommen. Die Anmeldung zum E-Postscan funktionierte gut und problemlos online. Für die erhöhte Sicherheit gab es sogar eine HandyTAN. Sehr gut!
In kurzer Zeit war eine Auftragsbestätigung in meiner Postbox.

Testbriefe

Um nicht nur auf zufällig eintreffende Post angewiesen zu sein, schickte ich im Testzeitraum 2 Testbriefe an mich. Dabei ging es mir um den Test von Technik und Vertrauenswürdigkeit:
  1. Techniktest: Ein Brief mit 3 farbigen Testseiten des Druckertests von Druckerchannel..de .
  2. Vertrauenstest: Ein Brief mit Memozettel und 50 €

Testteil Technik

Zustellung der Briefe: Wer beim E-Postbrief die Benachrichtigung per SMS aktiviert hat, bekommt gescannte Papierpost unmittelbar signalisiert. Man kann sogar per E-Postbrief-App auf das Dokument zugreifen.

So sieht dann eine dieser Meldungen aus:




Laufzeit:
Der Testbrief wurde am Montag aufgegeben und wurde am Mittwoch zugestellt. Er wurde mit einem gelben Adressumschlag versehen wie man ihn auch vom Nachsendeauftrag her kennt. Der Brief wurde am Nachmittag um ca. 15:00 Uhr im E-Postbrief-Postfach bereitgestellt. Die Laufzeit betrug somit ca. anderthalb Tage.

Format: Der digitalisierte Brief wird im veränderungsgeschützten PDF/A-1b-Format geschickt. Das 6-seitige PDF-Dokument war trotz Vollfarbscan (sRGB) nur 771 kByte groß. Dabei wurde sogar der Umschlag von innen und außen gescannt. Das nenne ich gründlich.

Metadaten: In den Betreff und Body des begleitenden ePostbriefs wird - wenn möglich - auch der Absendername übernommen.  Bei meinem Testbrief wurde von "Druckerchannel" nur der Begriff "ruckerchannel" erkannt. Automatische Texterkennung per OCR oder abgetippt? Weiß nur die Post. Aber eindeutig wurde der Text vom Inhalt des Briefes abgeschrieben und nicht vom Umschlag - denn da tauchte nichts von "Druckerchannel" auf.
Bei einer erhaltenen Urlaubspostkarte klappte das naturgemäß nicht. Hier wurde nur "unbekannt" ausgewiesen. Allerdings will man hier sowieso lieber das bunte Original haben statt einer PDF-Datei, nicht wahr?

Sendungsübersicht  Am Ende des Tages gibt es noch eine Sendungsübersicht. Sie weist die eingegangenen Schreiben aus und zeigt auf, ob der Brief digitalisiert oder wegen des falschen Formats nur eingelagert wurde.



Scanqualität: Der Scan der Testseite ist richtig gut. Wegen des Datenschutzes bezüglich der Adressdaten habe ich die Testseiten nochmal mit dem PDFWriter ausgedruckt. Das hat die Farben leicht verändert und die Größe auf 2,2 MB ansteigen lassen, aber auch hier ist die Qualität noch gut.


Overperformer: Sogar die Innenseite des Umschlags wird gescannt

Die Umleitung nach Mannheim. Der Name taucht später nochmal auf.

Zustellung der gelagerten Briefe: etwas daneben.

Am Ende des Testzeitraums wurde die gescannte Post inklusive einer Sendungsliste zugestellt. Allerdings nicht mir persönlich. Die Sendung mit der Sendungsnummer 673650319915 wurde bei einer Nachbarin abgegeben, da ich tagsüber nicht da war.

Allerdings stand sogar im Adressfeld der Benachrichtigungskarte, dass die Post an mich persönlich zu übergeben sei:

Herr Warumduscher,
Persönlich
Zielstraße 1

Das stand da aus gutem Grund. Bei Paketen und Päckchen ist die Nachbarschaftsabgabe üblich. Wenn ich aber mit meinen Nachbarn im Streit liege und hier schon öfter Pakete verloren gingen, ist die Fremdabgabe meiner allein für den Briefkasten bestimmten Post sehr ärgerlich. Hier geht es nämlich nicht nur um Zalando-Schuhe, sondern eben um Schreiben, für die mit dem Briefgeheimnis ein Recht von Verfassungsrang gilt.

Ich sprach am Folgetag der Zustellung den DHL-Lieferanten hierauf gleich an. Der meinte, dass es solche Vorausverfügungen durchaus geben würde (z.B. bei Lieferungen von Medikamenten). Das müsse jedoch deutlich ausgewiesen sein (z.B. durch klare Hinweis wie: Keine Nachbarschaftszustellung). Der Hinweis "Persönlich" könne auch so interpretiert werden, dass der Brief nicht von Kollegen oder Mitbewohnern aufgemacht werden soll.

Der technische Prozess lief also gut, aber das Rädchen bezüglich Adressierung der gelagerten Post sollte noch durch das E-Post Produktmanagement nachjustiert werden. Immerhin ist es offen für Feedback und bittet den Kunden aktiv um eine Rückmeldung per Formular. Das lässt hoffen.

Testteil: Vertrauenswürdigkeit


Ich wollte nicht nur die Technik testen, sondern auch die Zuverlässigkeit der Menschen in der Logistik-Kette. Die Zweifel kamen nicht von ungefähr. 2011 führte die SAT1-Sendung "Kerner" einen Test mit Geld in 40 Briefen und Paketen durch. Das Ergebnis war erschreckend. Aus ca. einem Drittel der Sendungen verschwand das zur Grußkarte beigelegte Geld. Die Post nannte damals die Verlustquote "irrwitzig", aber versprach Besserung.

Beim Kerner-Test wurde ein Drittel von Sendungen beklaut, die eigentlich gar nicht geöffnet werden sollten. Auch einige Kollegen hatten im Umfeld der Kommunion ihrer Kinder festgestellt, dass ausgerechnet einige der mit Geld versehenen Umschläge nie ankmen. Offenbar scheint da jemand in der Lieferkette ein gutes Gespür dafür zu haben - trotz des Tipps zum Einwickeln der Scheine in Alufolie. Oder ist das Knistern der Folie gar ein Indikator für Geld im Umschlag?

Wieso sollten die Mitarbeiter des gleichen Konzerns zuverlässiger sein, wenn sie sogar noch von mir beauftragt werden, den Umschlag offiziell zu öffnen? Das wollte ich natürlich testen. Hat sich die Post in 2 Jahren verbessert?

So machte ich also einen Brief fertig, in den ich 50 € an mich selber schickte.

50 € - bist Du verrückt?
...fragte die beste Ehefrau von allen. Ja, natürlich bin ich das. Ich blogge und bilde mir ein, dass das Zeug hier wirklich Leute interessiert. Aber in Bezug auf das Geld hatte ich mir schon ein paar Gedanken gemacht. Denn so eine Summe muss auch verlockend genug sein, um ggf. seinen Job zu riskieren.

Ein 5€ Schein wäre für den Test zu kritisch gewesen. Vielleicht hätte der potentielle Posträuber diesen ja nicht gewollt, da ja gerade neue 5er von der Europäischen Zentralbank ausgegeben werden. Und für 5€ riskiert heute keiner seinen Job. 50€ sind aber genug, um schön mit der Partnerin oder dem Partner abends Essen zu gehen. Also habe ich die größte Versuchung beigefügt, die der Geldautomat mit meiner kostenlosen DKB-Kreditkarte hergab.

Natürlich ist das ein großer Vertrauensvorschuss für die Deutsche Post. Aber warum auch nicht? So ein DAX-Konzern müsste doch gerade bei einem neuen Service auf die Zuverlässigkeit achten.

Die Briefmarke wurde über www.internetmarke.de gedruckt. Ein wirklich toller Service der Deutschen Post (wird sicher bald komplett auf die eFiliale geschwenkt).
Praktischerweise wird die Rechnung für die Onlinebriefmarke von der Post noch klassisch per Papier zugestellt. Offenbar hatte ich in meiner Online-Portokasse meine Adresse noch nicht geändert.

So lief die Rechnung in den Prozess des Nachsendeauftrags. Die Rechnung wurde am 06.05.2013 normal in meinen Briefkasten zugestellt. Praktisch - denn so konnte ich sehen, dass E-Postscan und Nachsendung nicht kompatibel sind. Darauf wird zwar auch irgendwo in den FAQ hingewiesen, aber vorher hatte ich das so gar nicht wahrgenommen. Praktisch wäre hier natürlich, wenn die Post anhand einer eindeutigen Kundennummer von sich aus den Kunden im Rahmen der Auftragsbestätigung darauf hinweisen würde.

Ich hatte als Absendeadresse einen Kollegen angegeben. So würde auch ein Postrückläufer wieder irgendwie in mein Umfeld gelangen. Damit gingen dann Brief und Geld auf die Reise:
Foto: Warumduscher.de


Aber wie willst Du beweisen, dass Du das Geld wirklich auf den Postweg gegeben hast? Kann ja jeder behaupten!

Das Problem hatte ich früher schon mit der Post. Amazons Videoverleih Lovefilm verschickt die Leih-DVDs nämlich normal per Briefpost. Auch hier gingen immer wieder Sendungen verloren. Wer war der Langfinger? Post oder der Lovefilm-Lagerarbeiter? Keine Ahnung - nur mich konnte ich ausschließen. Das konnte ich auch Lovefilm vermitteln. Ich filme einfach per Handy, wie ich die DVD direkt auf dem Briefkasten in den Rücksende-Umschlag stecke und diesen in den Briefkasten packe. Wenn Lovefilm mal wieder eine DVD vermisst, schicke ich denen das Video vom Versenden zu. Das wird akzeptiert und ich habe meine Ruhe. Wieder mal guter Kundenservice der Amazon Tochter Lovefilm .

Also machte ich das gleiche mit dem Testbrief:
 


Und was war? Eine rhetorische Frage, ich weiß. Das Ergebnis stand ja schon in der Überschrift dieses laaangen Posts.

Am 07.05.2013 kam der Umschlag in unserer Poststelle in der Firma an. Der Brief hatte einen gelben Aufkleber, der darauf verwies, dass der Brief nicht ausreichend frankiert gewesen sei. Dazu war er noch geöffnet. Der Begleitzettel war noch drin, aber das Geld fehlte.



Jetzt ist natürlich nicht eindeutig, wer Geld und Briefmarke entfernt hat.

Aber es gibt ein paar Indizien:
  • Dank des Videos ist beweisbar, dass beides in den Verfügungsbereich der Deutschen Post überging.
  • Auf dem Umschlag sind unten links die orangenen Strichcodes für die Sendungsleitung drin. Diese werden meist im Einliefer-Briefzentrum gedruckt - also in meinem Fall in Köln. Der kleine, gelbe Zettel auf dem Rückläufer-Umschlag weist aber das Briefzentrum Mannheim aus. Das weist darauf hin, dass bis dahin die Briefmarke noch drauf war, da ja sonst der Brief vom Briefzentrum Köln gar nicht nach Mannheim gekommen wäre.
  • In Mannheim sitzt wohl der Scanservice, der ja offiziell den Brief für den Travelscan öffnen darf (siehe Umleitungsaufkleber weiter oben). Der Brief hatte also schon das Briefzentrum schon erreicht, in dem er geöffnet werden sollte und vielleicht auch wurde.
Allerdings sind noch einige Dinge seltsam (Miträtseln in den Kommentaren ist erlaubt):
  • Warum fiel seltsamerweise nur das Geld heraus, aber der kleinere Zettel im Umschlag blieb zurück? Würde ein Dieb nicht alles komplett verschwinden lassen?
    These: Ein unbeobachteter Dieb täte das vielleicht. Wenn man jedoch in einem größeren Raum mit anderen Kollegen arbeitet, fiele das komplette Entfernen eines weißen Umschlags aus der Sendungskette und das Wegwerfen auf.
  • Bei anderen Sendungen, die sich wegen schlechter Klebung geöffnet hatten, wurden schonmal Aufkleber aufgebracht, um die Integrität der Sendung sicherzustellen. Das schafft Vertrauen. Das ist hier jedoch nicht passiert.
    These: Der Brief war schon an den üblichen Kontrollstellen vorbei, die den normalen Brief kontrollieren und verkleben. 
  • Der Service richtet sich ausdrücklich an Privatpersonen. Hat die Post Angst vor Haftungsansprüchen von gewerblichen Kunden, denen mit so einem Brief ggf. nicht nur ein paar Euro, sondern ggf. ein paar Tausend verloren gingen?

Was sind die Möglichkeiten, die mir im Rahmen der Wiederbeschaffung möglich sind? Hier hat die Website Posttipp gut informiert:
1. Nachforschungsauftrag bzw. Beschwerde beim Post-Kundenservice
2. Beschwerde bei der Bundesnetzagentur, die auch ja auch für Post zuständig ist.
3. Anzeige bei der Polizei wegen Diebstahl.

Testteil Kundenservice

Obgleich ursprünglich gar nicht geplant, wurde nun auch der Kundenservice und die Kundenorientierung der Post getestet. Ich schilderte der Post meinen Fall - natürlich per E-Postbrief. Der Kundenservice ist echt auf Zack und hat sogar schon am nächsten Werktag geantwortet. Klasse.

Weniger erfreulich war der Inhalt der Antwort. Es wurde darauf verwiesen, dass in den AGB der Deutschen Post AG Brief national §2 Abs. 2.5 Sendungen, die Geld enthalten, vom Vertragsverhältnis ausgeschlossen sind und somit keine Haftung für einen eventuellen Verlust übernommen wird.

Darauf hatte ich dann diese Antwort geschickt:

Sie verweisen bezüglich der entwendeten Summe auf die AGB der Deutschen Post AG Brief national. Hier handelte es sich jedoch nicht nur um einen reinen Brief, bei dem die Post den Brief in der Regel ungeöffnet vom Absender zum Empfänger transportiert, sondern zusätzlich um die Dienstleistung E-POSTSCAN TRAVEL (E-Postscan).


Beim E-Postscan gehört die Öffnung und Sichtung des Inhalts explizit dazu (siehe .
Aus Kundensicht ist es nicht möglich, zwischen der Dienstleistung Brief National und E-Postscan Travel zu differenzieren, da sich die Sendung durchgängig in der Logistikette des Konzerns Deutsche Post AG befindet.

Wenn in einer durch Deutsche Post AG im Rahmen des Scans zu öffnenden Sendung enthaltenes Geld entwendet wird, wären hier die AGB für E-Postscan Travel (Stand Februar 2013) relevant. §8 (Haftung), Abs. 1 schließt zwar die Haftung generell aus, aber nicht im Falle von grob fahrlässigen Vertragsverletzungen. Der Diebstahl von Geld zählt aus meiner Sicht mindestens zur den Handlungen, die die Erreichung des Vertragszwecks gefährden.

Dazu hatte ich der Post fairerweise angekündigt, dass ich über den Test bloggen würde und ihr auch eine Vorab-Version des Posts inkl. Einwurfvideo geschickt. Hierauf gab es jedoch keine individuelle Antwort mehr. Ein Nachforschungsauftrag läuft seit dem 10.05.2013 . Dazu bekam ich 13.05.2013 eine Eingangsbestätigung (Vorgang 2553925A).

Danach schickte ich dem Kundenservice einen weiteren E-Postbrief mit dem Angebot, die 50 € nicht mir zu schicken, sondern der Deutschen Knochenmarkspender Datei zu spenden. Soviel kostet nämlich die Typisierung einer Person. Damit ist er in der Datei erfasst und ist potentieller Spender für Menschen mit Krankheiten wie Blutkrebs. Ich selber habe mich kürzlich auch im Rahmen einer Aktion typisieren lassen.

Als Antwort bekam ich dazu am 27.05.2013 lediglich ein Standardschreiben, dass die Nachforschungen noch andauern würden.

Das Verschicken/Verschenken von 50€ mag zwar dumm erscheinen, aber das Fehlen einer kundenorientierten Reaktion ist in meinen Augen leider auch nicht besser.

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, ein Briefklau noch keine Räuberbande

Ich will hier nicht global den Stab über die Deutsche Post brechen. Viele Millionen Briefe kommen gut und zuverlässig am Tag nach dem Absenden an. Die Paketsparte von DHL liefert mir als Internetbesteller zuverlässig viele Pakete über ihre Packstation an mich aus. Ich bin ein riesen Fan ihrer Packstation.

Es kommt jedoch in jedem Prozess mit Faktor Mensch eben immer irgendwie irgendwo irgendwann zu Problemen. Entscheidend ist hierbei nicht, dass ein Unternehmen eine Fehlerquote von Null bzw. Six Sigma erreicht. Wichtig ist, wie es mit den Fehlern umgeht und ob das Unternehmen aus ihnen lernt.

Der Hermes Versand ist bei mir ein Negativbeispiel. Bei diesem Logistiker wurde mir schon ein privat verschicktes Paket mit einer Videokamera geklaut. Damals hatte ich Naivling den Versand des wertvollen Inhalts noch nicht dokumentiert. Das Tracking bewies aber, dass das verschickte Paket das Verteilzentrum von Hermes zwar erreicht, dieses jedoch nicht verlassen hatte. Aber dennoch weigerte sich Hermes beharrlich mein Paket zu ersetzen. Damals hatte ich noch keine Rechtsschutzversicherung und blieb auf meinem Verlust sitzen. Diese Ausbeuterfirma hat mich als direkten Kunden verloren. Amazon ist zwar auch Ausbeuter, aber hat immerhin aus meiner Sicht den besten Kundenservice aller Internetversender.

Die Deutsche Post hat seit 2011 nur wenig in Sachen Kundenservice und Verantwortungsbewusstsein dazugelernt. Damals kommentierte Jörg Koens, Leiter ihrer Pressestelle Hamburg, den von der Kerner-Redaktion dokumentierten Postdiebstahl so:
Hier entsteht der Eindruck, dass jemand Ihre Sendung nutzen will, um eine ihm ansonsten nicht zustehende Aufmerksamkeit zu erlangen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns hier eines jeglichen Kommentars enthalten.“
Wünschenswerter wäre natürlich, wenn sie wirklich jeden Fall zur Anzeige brächten - also auch meine 50 Euro (dann muss ich es nicht tun).

Testfazit

Den Preis von 9,99 € finde ich für den Dienst angemessen. Das ist nur ein wenig teurer als das normale Lagern, aber ungleich praktischer. Der Service steht und fällt aber natürlich mit der Zuverlässigkeit des Postsystems an sich. 

Ich persönlich werde den Dienst im Urlaub wohl trotz des Diebstahls nutzen. Ich bin ein unverbesserlicher Geek mit großem Glauben an das Gute im Menschen. Die Technik funktioniert ja immerhin gut und hüllt so auch meinen Briefkasten in die Cloud ein. Der Service ergänzt die Postlagerung, die ich auch schon länger in Auftrag gebe, um Dieben nicht durch überquellende Briefpost unnötig in den Focus meiner Überwachungskameras zu locken.

Aber würde ich George Washington ich den E-Postscan/E-Postbrief empfehlen, um darüber dem englischen König die Unabhängigkeitserklärung oder ein anderes wirklich wichtiges Dokument zuzustellen? Würdest Du die Öffnung von sensiblerer oder gar geschäftlicher Post einer Firma anvertrauen, die mit Geldbriefen und Kundenbeschwerden so umgeht?

Was sind die Alternativen?


1. Andere Maildrop-Services mit Scan? Anbieter wie http://www.postzuemail.de/ haben noch nicht einmal ein richtiges Impressum auf ihrer Seite. Denen würde ich meine Post sicher nicht zuleiten.

2. Die gute alte Rohrpost - die effizienteste Versandvariante für physische Post:



3. Weitere Tipps sind in den Kommentaren immer willkommen

15 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wer ein Postfach bei der Deutschen Post hat und somit die an seine Hausanschrift zugestellte Post an das Postfach nachgesendet bekommt, der schaut bei E-Postscan Travel in die Röhre. Da bereits intern ein Nachsendeauftrag von Hausanschrift an Postfach existiert, wird der Brief nicht an das Scanzentrum umgeleitet. Ich hatte den Service während der Einführungsphase getestet und in dieser Zeit nicht einen Brief gescannt bekommen sondern direkt an mein Postfach eingelegt bekommen.

Nach etlichen Telefonaten mit dem EPost-Team kam irgendwann die Erklärung, dass die Sortiersysteme eben Probleme haben, wenn bereits Nachsendeaufträge (Umzug, Lagerservice, Postfach) vorliegen. Eine große Schwachstelle, die für mich den Dienst unbrauchbar macht.

Zumindest wurde diese Schwachstelle nun mittlerweile in die FAQs aufgenommen.

Unknown hat gesagt…

Hier eine weitere Alternative:

https://www.dropscan.de/

Würde uns freuen, wenn Du mal vorbeischaust! Bei Fragen bitte jederzeit melden.

Grüße

Christian von Dropscan

Anonym hat gesagt…

Von der Sache her kann man aber festhalten: Wenn man für ein und dieselbe Anschrift zwei (2!) verschiedene Aufträge erteilt (nämlich einmal den Nachsendeauftrag auf das Postfach und gleichzeitig den E-POSTSCAN Travel Auftrag), dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn selbst moderne Technik da nicht mehr helfen kann, oder? :-)

Attila Radnai hat gesagt…

@Christian von Dropscan: Stimmt. Dropscan ist eine interessante Alternative. Mein nächster Urlaub kommt bestimmt :-)

@Anonym: Die Unvereinbarkeit von E-Postscan und Nachsendung ist auf den ersten Blick nachvollziehbar. Da Du aber erwähnt hast, dass einem da selbst moderne Technik nicht helfen könne, hast Du selbst den entscheidenen Hinweis für einen zweiten Blick gegeben. Moderne Informationstechnik könnte es nämlich.

Die beiden Aufträge könnten sich auch ergänzen, wenn man beide Aufträge über eine gemeinsame Kundennummer im Postleitsystem zusammenführte. Wenn der Kunde dann zusätzlich zum bestehenden Nachsendeauftrag einen E-Postscan beauftragte, schickte die Post den Brief erst zum Scannen und danach die gesammelte Post an die Nachsende-Adresse geschickt.

Natürlich ist nicht klar, dass der Kunde das genau SO will. Was macht also der moderne Dienstleister, wenn unklar ist, was der Kunde will? Er passt das Auftragsformular an und lässt den Kunden die gewünschte Option explizit wählen.

Damit sich so eine Umsetzung bundesweit in allen Postleitsystemen vorgenommen wird, müssen natürlich ein positiver business case und genug Bedarf da sein. Zum Bedarf: 11% aller 40 Millionen Haushalte in Deutschland ziehen pro Jahr um. Wieviele von den 4,5 Millionen allerdings den E-Postscan parallel zum Nachsendeauftrag nutzen, weiß natürlich nur die Post.

Mein Bauchgefühl ist dann bei der gleichen Einschätzung wie Du. Ich glaube, dass es sich nicht rechnen würde und deshalb braucht man sich nicht zu wundern, dass es nicht geht.

E-POST hat gesagt…

Lieber Herr Radnai,


zunächst einmal: Herzlichen Dank für Ihr Feedback zu E-POSTSCAN! Es tut uns wirklich leid, dass Ihr eigentlich positives Fazit von einem so unschönen Vorfall überschattet wird. Leider können wir das weder prüfen lassen, noch ist das Geld versichert; weil es ja laut AGB von der Beförderung ausgeschlossen ist. Sehr unschön! Die Kollegen von der Fachabteilung hat Ihre Schilderung jedenfalls so betrübt, dass sie privat 50 Euro für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei gespendet haben. Das soll hier nur kurz erwähnt sein. Zu Ihrem Hinweis, dass die gelagerte Post nach der Testphase nicht persönlich zugestellt wurde: Die gelagerte Post wird nach dem Buchungszeitraum per DHL zugeschickt. Wenn der Bote Sie nicht antrifft, gibt er das Paket entweder beim Nachbarn/Wunschnachbarn ab oder er bringt es in die Filiale. Wenn Sie nicht möchten, dass Ihr Nachbar Ihre Pakete annimmt, können Sie das unseren DHL-Kollegen gerne mitteilen (über die Website, über Facebook oder die Kundenhotline).

Beste Grüße, Julia E-POST

Warumduscher hat gesagt…

Liebe E-Post,

liebe Julia,

vielen Dank für die tolle, unerwartete Antwort. Was ich darüber denke, war mir einen neuen Blogpost wert:
http://www.warumduscher.com/2013/08/yes-we-can-kundenservice-bei-e-post-und.html


Mit besten Grüßen und großem Dank,
Euer Warumduscher

Carsten Dehoust hat gesagt…

Hallo!

Danke für deinen ausführlichen Bericht!
Wegen der Probleme in Verbindung mit einem Postfach etc. interessiert mich jetzt besonders Folgendes:
Wie ist denn das genaue Adressformat des zugehörigen Nachsendeauftrags beim E-PostScan Travel?

CD hat gesagt…

Hallo!

Danke für deinen ausführlichen Bericht!

Wegen der Probleme in Verbindung mit einem Postfach etc. interessiert mich jetzt besonders Folgendes:

Wie ist denn das genaue Adressformat des zugehörigen Nachsendeauftrags beim E-POSTSCAN Travel?
Wenn man die Breife selbst richtig adressiert, klappt bestimmt auch mit dem Einscannen! ;-)

LG, CD

Warumduscher hat gesagt…

Aus meiner Sicht gibt es kein "richtiges" oder "falsches" adressieren. Nachsendeauftrag und E-Postscan Travel sind getrennte Aufträge, die der Auftraggeber jeweils in produktspezifische Formulare einträgt.


Das richtige Adressieren obliegt ja auch nicht dem Auftraggeber der Services, sondern den viele, vielen Absendern der Schreiben.

Jan Brubacher hat gesagt…

Gerne möchte ich hier auch eine einfache und unkomplizierte Lösung vorstellen:
www.mydropmail.de
Die Vorteile von myDropmail sind Flexibilität und persönlicher Service. Einfach mal beim nächsten Urlaub oder Auslandsaufenthalt testen.

Peter Suhling hat gesagt…

Bietet die Post eine Auftragsdatenverarbeitung an (§ 11 BDSG)? Habe ich im Beitrag leider nicht gefunden. LG

Warumduscher hat gesagt…

Ja. Mittlerweile wird der Dienst auch gewerbliche Kunden erbracht, wo dann auch eine entsprechende Vereinbarung gemäß §11 BDSG per Formular möglich ist ( http://www.epost.de/geschaeftskunden/hilfe/fragen/produkte/e-postbusiness_box/einstieg/auftragsdatenverarbeitung.html ) .

Warumduscher hat gesagt…

Oh, das klingt nicht so gut. Da scheint offenbar aktuell ziemlich der Wurm im E-Post-System zu sein.

Bei meinem letzten E-Postscan Einsatz im September 2014 hat es auch ein paar Tage gedauert, bis die ersten Scans da waren. Aber es hat immerhin funktioniert und auch die Beendigung war kein Problem. Dafür gab es eine andere, unerfreuliche Nebenwirkung des Verfahrens bei Schreiben mit Vorausverfügung "nicht nachsenden". Werde darüber mal bei Gelegenheit in einem neuen Blogpost berichten.

Dragon hat gesagt…

Ähm... sorry, aber das Video ist ja mal richtig schlecht. Zu unklar und extrem verwackelt. Außerdem hast du den Brief einhändig nicht richtig zukleben können. An einer Stelle sieht man, wie der Klebestreifen von selbst wieder aufgeht, da er zu nass ist. Auch die Internetmarke ist an den Rändern nicht ganz festgeklebt. Es könnte sein, dass ein anderer Brief beim Transport die Internetmarke abgemacht hat. Gut geklebt wäre es nahezu unmöglich, die Briefmarke wieder abzutrennen, da sie zerreißt. Man sieht im Video zwar, wie du den 50-Euro-Schein in den Brief reintust, aber nicht mehr, ob er bis zum Einwerfen auch in dem Brief geblieben ist. Wäre besser gewesen, wenn ein anderer, der genauen Nachvollziehbarkeit wegen, gefilmt hätte.

Warumduscher hat gesagt…

Deinen Hinweis für die Trennung von Beweis- und Kameraführung nehme ich für das nächste Mal gerne auf. Das geht echt besser.

Die anderen von Dir erwähnten Dinge sind nur reine Vermutungen. Aber es ist ok, wenn man Kritiker kritisch hinterfragt.

Briefmarke:
Der Aufdruck auf dem gelben Nachsende-Aufkleber zeigt, dass er bis nach Mannheim transportiert wurde, wo auch der Scandienst sitzt. Ich schätze, dass die Kontrolle der Briefmarken wie bei einem Freizeitpark funktioniert. Die Berechtigung wird beim Eintritt kontrolliert und dann bewegt sich der Brief ohne weitere Prüfungen durch das System. Die Briefmarke hätte also schon vor Erreichen des Einlieferzentrums abfallen müssen. Dann hätte man ihn jedoch gar nicht erst nach Mannheim transportiert.

Umschlag:
Dieser war beim Einwerfen natürlich zu - sonst hätte ich ihn nicht eingeworfen. Die Klebeprobleme waren bei einhändiger Arbeit und der Feuchtigkeit am frühen Morgen tatsächlich etwas nervig. Aber ich habe sie gelöst. Wäre der Umschlag nicht verschlossen, hätte ich ihn nie eingeworfen. Das hätte ja mein Experiment von Anfang an scheitern lassen und mich die 50€ zu 100% gekostet. Ich hatte jedoch gehofft, dass ich sie zurück erhalte.

Theoretisch hätte der Umschlag auch irgendwo unterwegs eine spontane Selbstöffnung vollführen können. In Verbindung mit den Tests der Kerner-Redaktion mutet es jedoch sehr seltsam an, dass ausgerechnet die Sendungen mit wertvollem Inhalt überproportional zur "Selbstöffnung" neigen sollen, oder?

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