Donnerstag, 16. September 2021

3 Wege zur besseren Digitalisierung von Schulen

Unsere Schule im Land der Dichter und Denker ist wie das Land selber: überbürokratisiert und unterdigitalisiert.




Oh Mensch. Ich schicke als Vater eines Zweitklässlers unserer Schuldirektorin immer sooooo viele tolle Vorschläge, was man mit digitalen Tools alles machen kann. Warum nimmt diese nicht alle sofort begierig auf? Da haben Lehrer:innen schon soviel Ferien und nur einen Halbtagsjob und dann das....

Falsch! Wer hier gefällig genickt hat, sollte eigentlich nochmal zurück auf die Schulbank. Empathie 5-. Versetzung gefährdet.

Den Blick fürs Ganze nicht verlieren


Vielmehr weiß ich, dass es nicht am fehlendem Interesse an dem Thema liegt. Es liegt daran, dass man als Direktor:in mindestens 20 Jobs noch höher priorisierte Aufgaben für die 16 Wachstunden am Tag herumjongliert.

Also Jobs als
  • engagierte Lehrerin
  • repräsentierende Direktorin
  • inspirierende Führungskraft
  • pfiffige Marketing-Leiterin
  • umsichtige Hygiene-Expertin
  • betreuende Sozialarbeiterin
  • resolute Kinderschützerin
  • weltgewandte Reiseorganisatorin
  • immer mehr gernervte Bauleiterin
  • gebildete Bibliotheksleiterin
  • unterhaltende Eventmanagerin
  • unterfinanzierte IT-Managerin
  • überbürokratisierte Einkäuferin
  • vorausschauende Bankkauffrau
  • unfreiwillige Amtsschimmelbespaßerin
  • multivernetzendes Gremienmitglied
  • respektiertes Gemeindemitglied
  • rührige Haushaltsmanagerin
  • fürsorgliche Mutter
  • liebende Partnerin
  • geliebte Tochter
  • beliebte Freundin
und noch sicher welche, die ich hier vergessen habe.
Denkt immer dran: Je nach Alter und Bedarf des Kindes kann einen schon alleine der Elternjob voll ausfüllen.

Wenn wir also für die tolle Arbeit von Krankenschwester, Ärzt:innen, Feuerwehrleuten oder Flut-Ersthelfer:innen geklatscht haben, dann dürfen wir es recht für die Erzieher:innen, Lehrer:innen, Pädagog:innen der OGS und eben die Direktor:innen tun.



Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehr üben den Ernstfall. Foto: Attila Radnai




Was tun? Mehr Internet?


Was hilft noch mehr als der Seelenbalsam von Applaus?
Was sind die eigentlichen Hemmschuhe für digitale Transformation von Schulen und Unterricht?

Mehr Breitband, mehr digitale Whiteboards, digitale Lerngeräte in Klassenstärke, WLAN überall auf dem Schulgelände?
Ja, ja, ja, ja und ja.

Das sind jedoch am Ende nur Werkzeuge, die nicht im Vordergrund stehen dürfen. Das schreibe ich, obwohl mein Arbeitgeber Plusnet zu den führenden Anbietern im Bereich von professionellen Breitbandanbindungen gehört und von mehr Glasfaser in Schulen profitierte.

Am Ende des Tage gilt immer noch:

A fool with a tool is still a fool

Wie machen wir es besser?


Hier kommen daher 3 Vorschläge, die in meinen Augen viel wichtiger Engpässe aufgreifen:

  1. Eine Stundenzeiterfassung für Beamt:innen mit Zeitausgleich. Man glaubt es nicht, aber sie arbeiten auch in den Ferien sehr viel und haben dann am Ende keinen "normalen" Urlaubsanspruch mehr. Viele schieben einen großen Berg an über 200 Überstunden vor sich her. Wie soll man auf YouTube Videoanleitungen über Hybrid-Unterricht anschauen, wenn man keine Luft dafür hat?
  2. Ein Personalschlüssel, der mit einem realistischen 120% Ansatz wirklich Zeit für Weiterbildung in Fragen digitaler Transformation pädagogischer Arbeit erlaubt und nicht bei faktischen 80-90% schön langsam in den Burnout führt.
  3. Der Einsatz von externen Berater:innen wie z.B. Die Schulgestalter oder Die Schulverbesserer, die um all das oben genannte wissen und mit externem Wissen um erprobte Strategien, Kommunikationspläne und erst am Ende auch digitalen Tools den Eltern, Lehrern:innen, internen Schulberater:innen und Schüler:innen zur Seite stehen.

Was denkst Du? Was würdest Du bei der Top 3 noch ergänzen?`


1 Kommentare:

Attila Radnai hat gesagt…

Update: Dank toller Hinweise habe ich Reiseorganisatorin, Eventmanagerin, Bankkauffrau (Danke Stephie!) sowie Sozialarbeiterin und Kinderschützerin (Danke Katja!) ergänzt.

Dazu kam noch der Hinweis auf die schon intern existierenden Schulberater:innen (Danke Paul!).

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