Hierzu wird viel gebloggt und auch live demonstriert. Allerdings finde ich die "alles zu teuer"-Position einfach nur billig.
Flatratesäufer-Position
Der Blogger Thomas Knüwer versteht sich in seinem Blogpost zur Datendrossel und Netzneutralität gut auf Polemik über das Design der Infografik zur möglichen Nutzung von 75 GB IP-Verkehr:René Obermanns Töchter könnten vermutlich Geschmackvolleres produzieren.
Vielleicht stimmt das sogar. Jedoch verrennt er sich bei seinen inhaltlichen Aussagen. Er irrt sich z.B. bei den fiktiven Nutzungsvolumina. Hier nimmt er einen linearen Zusammenhang zwischen der Haushaltsgröße und der benötigen Datenmenge an (bzw. übernimmt die Rechnung von Martin Schmitt).
Er verkennt z.B., dass mit steigender Haushaltsgröße auch beim Strom der Pro-Kopf-Verbrauch abnimmt, weil nicht jeder im Raum eine eigene Lampe oder einen eigenen Herd braucht (siehe: http://goo.gl/wtTuN ).
Gerade die datenintensiven Streaminganwendungen werden ja meist von mehreren Usern genutzt, da man eher gemeinsam fernsieht oder Webradio. Und wenn doch, dann braucht man eh eine fettere Leitung und dort hängt wieder mehr Freivolumen dran.
Der Blogger findet Preismodelle für Datenverkehr nicht gut, bei denen diejenigen, die das Internet viel stärker nutzen und damit auch mehr Nutzen haben stärker zur Kasse gebeten werden als jene, die es wenig nutzen.
Mich persönlich stört das umgekehre Prinzip viel mehr. Bei der Umlage der Netzkosten für erneuerbare Energien befreite die CDU-FDP-Regierung die größten Verbraucher/Verschmutzer von dieser Umlage und legt die Kosten von 2,5 Millarden Euro auf die anderen Wenignutzer um. Das ist doch ein viel ungerechteres Prinzip.
Muss ich als Gegner der Drosselkom-Pläne eigentlich auch gegen die LKW-Maut sein? Hier wird doch auch die Neutralität des Straßennetzes verletzt. Straßenmaut hat allerdings auch immer die Zielsetzung, die tatsächlich Nutznießenden eines Netzes an der Finanzierung stärker zu beteiligen als die Allgemeinheit. Ist das fair? Für den gelegentlichen Nutzer, den den Brummi nur für den Umzug braucht, sieht es vermutlich nicht so aus.
Aus meiner Sicht gilt jedoch:
Wer also eine ehrliche Petition gegen die Drosselpläne starten will, müsste daher fragen:
"Möchtest Du ein ungedrosseltes Internet UND bist Du bereit, dafür die notwendigen Kosten in voller Höhe zu zahlen - selbst wenn sie drei- bis viermal so hoch wie heute wären, weil zum einen die Leitungen kräftig ausgebaut werden müssen und zum anderen Du für die 3% Nutzer mitzahlen musst, die 30% des Traffics verursachen?"
Die legendäre Drosselkom-Demo
Quelle: netzpolitik.org |
Ich schlage hierfür schonmal jetzt einen Wikipedia-Eintrag für das Jahr 2020 vor: Nicht, dass nachträglich behauptet wird, ich wäre damit zu spät und ich komme so wenig zu Zuge wie einige Medien bei der Berichterstattung über den NSU-Prozess.
Wikifiction:
Telekom-Dosselbewegung
[...]
Geschichtlicher Hintergrund:
Mai 2013: Als Reaktion auf die legendäre #Drosselkom-Demo von Netzaktivisten bei der Telekom-Hauptversammlung in 2013 formiert sich der Shitstorm des Schwarms zu etwas völlig neuem.
Sommer 2013: In einer beispiellosen Crowdfunding-Aktion legen tausende von Telekom-Kunden (und Nicht-Kunden) ihr Geld zusammen, um im großen Stile T-Aktien in einem Anti-Drosselfond 1.0 zu poolen.
Frühjahr 2014: Vor der nächsten AG-Hauptversammlung im Jahr 2014 wird dann per Online-Voting die gemeinsame Linie abgestimmt. Das Ergebnis ist auf den ersten Blick überraschend: 72% der Miteigentümer stimmen für den Antrag "Warum soll ich eigentlich von MEINEM Geld bezahlen, dass andere Typen soviel Daten saugen können wie sie wollen? Die sollen mir gefälligst über zubuchbare Volumenpakete eine ordentliche Dividende finanzieren!". Bei der folgenden AG-Hauptversammlung gibt es eine noch legendärere Plakataktion von neuen Netzaktivisten, bei der die komplette Kölnarena vom Aktionskünstler Christo so verpackt wird, dass sie einer schwangeren Drossel ähnelt. In deren Folge wird der Anti-Anti-Drossel-Fond-2.0 aufgelegt. Als dann in 2015 seine Linie festgelegt werden soll ...
Ich will das Thema aber nicht nur satirisch beleuchten. Das Thema ist nämlich so vielschichtig wie das OSI-Schichtenmodell für den Netzwerkehr. Daher lasse ich mit meinem Beitrag andere auch nur an meinen aktuellen Überlegungen teilhaben.
Die Position kann sich noch ändern, wenn z.B. konkrete und belastbare Zahlen auf den Tisch kommen. Auch das Thema effektive Monopolkontrolle ist wichtig. Es muss drauf geachtet werden, dass die entsprechenden Vordienstleistungen für Access trotz Exklusiv-Nutzung durch Techniken wie Vectoring diskriminierungsfrei angeben werden. Telekom als marktbeherrschendes Unternehmenmuss hier faire, monopolrechtlich einwandfrei überprüfte Angebote an andere Netzbetreiber machen.
Es gilt daher immer:
1. Wird die gleiche Leistung teurer als bisher? Nein - kein Thema. Ja. Gehe zu 2.
2. Bist Du auf diesen Anbieter festgelegt und kannst keine Alternative wählen? Nein - kein Thema. Ja - Monopolproblem.
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