Freitag, 15. Juni 2012

Qualität der Initiative Netzqualität (1)


Im Auftrag der Bundesnetzagentur (BNetzA) ermittelt die Initiative Netzqualität bis Dezember 2012 im Rahmen einer Studie, wie häufig und wie stark die tatsächlich erreichte Datenübertragungsrate von der versprochenen "bis zu"-Rate abweicht.

Das ist aus Verbrauchersicht eine gute Initiative.
Da ich bei einer Tochtergesellschaft eines mittelständischen Telekommunikationsunternehmen arbeite, kann ich das ganze sowohl aus der Perspektive des Kunden wie auch des Anbieters betrachten.



    Diese Punkte werde ich ausführen:
    1. Wenn ich ein Brot bestelle, will ich kein Brötchen haben 
    2. Wer glaubt, dass der BNetzA-Testclient die reine Netzqualität misst, glaubt auch dass Fallschirmjäger Fallschirme jagen
    3. Die unermesslichen Weiten der divenhaften TAL
    4. Besseres Glaskugel lesen dank Glasfasern

      Wenn ich ein Brot bestelle, will ich kein Brötchen haben


      Es gibt krasse Fälle, in denen die tolle Highspeed-Multimedia-Videostreaming Werbung eines Providers sich in der Realtität in Schall und Rauch auflöst, weil die Daten nur mit 256 kBit/s durch die 7 Kilometer lange Leitung tröpfeln. Auch ist die Frage zu stellen was passiert, wenn ein Anbieter A bei einer "bis zu 16 MBit/s ADSL-Leitung nur 6 MBit/s schafft und damit dann teurer ist als ein Anbieter B, der die 6 MBit/s Leitung günstiger anbietet.

      Miss es oder vergiss es!

      Hier ist der Ansatz der Bundesnetzagentur völlig richtig. Sie will nicht am grünen Tisch irgendwelche Verfügungen planen und dann in den Markt stellen, sondern erstmal herausfinden, ob wie groß das theoretische Problem in der Praxis ist. Deshalb haben sie unter der Adresse
      http://initiative-netzqualitaet.de
      einen Geschwindigkeitstest eingerichtet.

      Test the Test

      Ich habe heute den Service mal ausprobiert. Test 1 fand vom Büro aus statt. Das ist natürlich etwas unfair, weil wir hier in der Zentrale richtig dicke Leitungen haben, die theoretisch mehrere Gigabit transportieren können. Mein Rechner hängt allerdings nur an einem 100 MBit-Ethernet-Switch.

      Immerhin hänge ich am LAN und nicht im WLAN. Dass man darauf achten soll, wird nämlich erst irgendwo mitten in den FAQ erwähnt. Mal sehen, wieviele User das nicht bemerken werden und somit an die Grenze ihres langsamen 11 MBit/s WLAN Netzes stoßen bevor sie überhaupt ans Limit des DSL-Anschlusses kommen.

      Aber ich bin ja brav verkabelt und gebe daher mal die geforderten Daten ein:


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      Am Anfang sieht das Ergebnis noch ganz gut aus:

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      Doch genau an der hier dargestellten Stelle kommt dann das hier:

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      Das ist ja doof. Und nicht nur das. Es ist reproduzierbar. Beim Upload bricht der Test ab.
      Vielleicht liegt es ja am Firefox? Also nehme ich mal einfach den Internet Explorer 8:




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      Hier misst das Flash-Plugin nur noch den halben Durchsatz und stürzt dann ebenfalls an der gleichen Stelle ab. Interessanterweise hat der Server hier nur noch 12 statt 30 Hops, aber eine viel höhere Latenz. Offenbar haben die Testserver Probleme mit der Perfomance oder der Internet Explorer verhält sich anders.

      Wenn hier aber die Ergebnisse beim gleichen DSL-Provider innerhalb von 30 Sekunden um über 50% abweichen, ist die Aussage des Tests Material für die Tonne - zumindest für Browser wie den Internet Explorer (der zum Glück bei den Ergebnissen aufgeführt wird).

      Eine Kollege testete die gleiche Leitung unter Linux. Ergebnis: 105 MBit/s - also mehr als unsere interne Anbindung eigentlich kann. Irgendwo stimmt da noch etwas nicht so richtig.

      Im nächsten Teil geht es weiter mit dem Test an einem DSL-Anschluss - und noch überraschenderen Ergebnissen.

      Die Kapitel dieser Reihe:
      1. Wenn ich ein Brot bestelle, will ich kein Brötchen haben 
      2. Wer glaubt, dass der BNetzA-Testclient die reine Netzqualität misst, glaubt auch dass Fallschirmjäger Fallschirme jagen
      3. Die unermesslichen Weiten der divenhaften TAL
      4. Besseres Glaskugel lesen dank Glasfasern


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